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Fachtagung "Ein Dorf für Familien"

Was können wir als Gemeinschaft tun, um Kindern ein gesundes und sicheres Heranwachsen zu ermöglichen? Darüber diskutierten ExpertInnen mit rund 80 TeilnehmerInnen, größtenteils aus gesundheits- und familienrelevanten Institutionen bei der Fachtagung am 24. November 2016 in Schlierbach.

Mit der Begrüßung von Mag. Johannes Brandl (Geschäftsführung SPES), Frau Mag. Gerlinde Rohrauer-Näf (Fonds Gesundes Österreich) und Frau Mag. Sonja Scheiblhofer MSc (Projektleitung Proges) in Vertretung von Frau Dr. Doris Formann (Geschäftsführung Proges) wurde die Fachtagung offiziell eröffnet.

Einblick in die Familienpatenschaft - Ein Dorfgespräch

Peter Jungmeier führte mit seiner Moderation professionell durch den Tag. Vertreterinnen des Familiennetzwerks Bayern und des Projektes "Auf gesunde Nachbarschaft - FamilienpatInnen" in Oberösterreich tauschten sich über ihre Erfahrungen aus (siehe Bild 1). Ziele dieser Gesprächsrunde waren, einerseits einen Einblick in die erfolgreiche Arbeit des Familiennetzwerk Bayern zu geben und andererseits die ZuhörerInnen über den bisherigen Fortschritt des Pilotprojekts in der Region Kirchdorf, Steyr und Steyr-Land zu informieren.

„Erfolgreiche Netzwerkarbeit für Familien“ – Vortrag Heinz Hilgers

Ein Highlight des Vormittags war der Vortrag von Heinz Hilgers, Bürgermeister a. D. der Stadt Dormagen und Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes. Er gibt einen teils ernüchternden Einblick in die Situationen von Kindern in Deutschland - bereits jedes fünfte Kind gilt als armutsgefährdet. Kinder werden auch zum Armutsrisiko für Familien, da das frei verfügbare Einkommen mit zunehmender Kinderzahl deutlich sinkt. Sprachdefizite sind nur ein Problem mit dem diese Kinder zu kämpfen haben. Er spricht sich dafür aus, mehr in Präventionsstrategien, wie Gerechtigkeit im Steuer- und Sozialsystem, Kindergrundsicherung, Bildung als Hilfe zur Selbsthilfe oder individuelle Unterstützung mit Wertschätzung durch die Kommunen zu investieren. Wesentliche Erfolgsfaktoren seien laut Hilgers ein gutes Menschenbild, die Haltung, die Hilfe so früh wie möglich anzusetzen, aufsuchende Sozialarbeit, Hilfe zur Selbsthilfe, Fachkräfte und Eltern als Erziehungspartner zu sehen, eine sinnvolle Ressourcenorientierung und die Vernetzung von Bildung, Gesundheit, Kinder-, Jugend- und Familienhilfe sowie Dialog. Diese Erfolgsfaktoren führte er in seinem Vortrag noch ausführlich aus. Dabei gab er wichtige Inputs, die auch für die Familienpatenschaften von besonderem Wert sind.

Marktplatz

Viele NetzwerkpartnerInnen aus regionalen familienrelevanten Einrichtungen und Institutionen präsentierten beim Marktplatz ihr umfassendes Angebot. Darunter das Unabhängige LandesFreiwilligenzentrum (ULF), migrare - Zentrum für MigrantInnen OÖ, Caritas Oö. oder das WIGWAM Kinderschutzzentrum, um nur einige der zahlreichen Anwesenden zu nennen. Der Marktplatz bot vor allem die Möglichkeit sich auch mit anderen Institutionen auszutauschen, eine Vernetzung zu ermöglichen und sie auch im Zuge der Familienpatenschaften als MultiplikatorInnen einzubinden, um Familien und interessierte weiter zu erreichen.

Besonders beliebt unter den TeilnehmerInnen war das Nachbarschaftscafé des Fonds Gesundes Österreich. Bei einer Tasse Kaffee wurden interessante Gespräche geführt.

Gemeinde und Nachbarschaft als Verantwortungsgemeinschaft? - Vortrag Michael Auen

Der Vortrag des Diplom-Sozialpädagogen (FH) und Dozenten an der FH St. Pölten sieht Familie im Kontext der globalen und digitalen Welt. Durch den Fortschritt, vor allem bei den digitalen Medien befinden sich die Menschen gleichzeitig an 2 Orten - im Internet als "digitales Dorf" und das Dorf indem sie leben. Diese digitale Zukunft braucht aber auch analoge Beziehungen. So ist Instagram, Facebook, Whatsapp & Co ein digitales Netzwerk das mit analogen Beziehungen verbunden werden muss. Er zeigt die Familie auch im Spannungsfeld der Arbeitswelt. Die Vielfalt der Familienformen, die Individualisierung der Kinder, deren Bildungsdruck und die Anforderungen an verantwortete Elternschaft führen neben Beschäftigungsdruck oder Verfügbarkeitserwartungen zu einer Überforderung im Alltag. Hier setzt Auen auch mit der Sozialen Arbeit an. Er sieht SozialarbeiterInnen als Förderer zwischenmenschlicher Beziehungen und Befähiger zur eigenen Lebensgestaltung. Er sieht die ehrenamtliche Arbeit - wie die der FamilienpatInnen - als wichtige Ergänzung zur professionellen Betreuung. Eine respektvolle und achtsame Art der Beziehungsarbeit, wie sie die PatInnen leisten, schafft es besser allen Formen von Diskriminierung und Ausgrenzung zu begegnen.

Podiumsdiskussion mit ExpertInnen und Publikum

In einer abschließenden Podiumsdiskussion wurden das Sozial- und Gesundheitssystem durchleuchtet und die Forderung gestellt, mehr in Prävention zu investieren. Wichtige ist auch im Hinblick auf den Schutz und die Gesundheit der Kinder, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Professionelle Arbeit bedeutet auch Ehrenamt, wie man bei Rettung und Feuerwehr sieht. FamilienpatInnen können hier den wichtigen Auftrag, Familien in ein Netzwerk einzubinden, leisten. Sie können sie bei Kleinigkeiten unterstützen, sollen aber nicht für sie entscheiden sondern Hilfe zur Selbsthilfe leisten!

Die Podiumsdiskussion wurde im Stil des „Fish bowls“ durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine einfache, aber dynamische Alternative zur Podiumsdiskussion. Dem Publikum standen zwei Sesseln am Podium zur Verfügung. Personen, die mitdiskutieren wollten, konnten somit Platz nehmen und sich so in die Diskussion einbringen. Es freut uns besonders, dass dies bei unserer Fachtagung so gut angenommen wurde und die Sitzplätze durchgehen besetzt waren und eine angeregte Diskussion stattfand.

Ehrung der FamilienpatInnen

Beim letzten Punkt des Tagesprogramms wurden die anwesenden FamilienpatInnen, die bereits die Ausbildung absolviert haben, geehrt. Ihre Aufgabe ist es nun, Familien zu betreuen. Sie können von der Fachtagung viele Eindrücke und Tipps für ihre ehrenamtliche Arbeit mitnehmen. Die ersten Familien haben schon ihr Interesse bekundet. Das Projekt steht kurz vor der Umsetzung erster Familienberatungen und -hilfeleistungen vor Ort.

Mehr Informationen dazu finden Sie in den Presseunterlagen im Downloadbereich rechts.