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Zwei Jahre standen der Kneipp-Verein Unna e.V. (Deutschland), die Reha- und Gesundheitsklinik Hveragerđi (Island) und der Proges aus Linz in engem Austausch. Bei drei gemeinsamen Projekttreffen in den Einrichtungen der EU Grundtvig Lernpartner lernten sie unterschiedliche Ansätze der Gesundheitsförderung und Prävention kennen. Dabei lag ein Fokus auf gesundheitlicher Chancengleichheit. Die Ergebnisse präsentierten und diskutierten sie im Rahmen einer Abschlusskonferenz gemeinsam mit Vertretern aus dem Gesundheitsbereich in Linz.
Albert Maringer, Obmann der OÖGKK beteiligte sich an dieser Diskussionsrunde und gab den Vertretern aus den Partnerländern einen Überblick über die Leistungen der OÖGKK: „Unsere Hauptaufgabe ist es 1,2 Millionen Versicherten bei der Genesung von Krankheiten zu unterstützen und die Versorgung zu gewährleisten. Trotzdem investiert die Gebietskrankenkasse auch verstärkt in Präventionsangebote, vor allem in Kindergärten, Schulen und am Arbeitsplatz.“ Maringer sieht verstärkten Bedarf im Bildungssystem: „Gesundheitskompetenz zu bewirken ist vor allem auch eine Frage der Bildung und somit auch Aufgabe der Politik.“
Gesundheit muss nicht nur gelernt, sondern auch gespürt werden, um nachhaltig gelebt werden zu können“, weiß Karl Diehle vom Kneipp-Verein Unna e.V. aus Deutschland. Als Beispiel nennt er das Gesundheitshaus des Kreises Unna: „Hier werden ganzheitliche und generationsübergreifende Veranstaltungen und Gesundheitsangebote von Organisationen unter einem Dach durchgeführt. Der Kneipp Verein ist dort selbst mit Angeboten und Vorträgen zu den fünf Säulen nach Sebastian Kneipp – Wasseranwendungen, Ernährung, Bewegung, Heilpflanzen und Lebensordnung – zu Gast.“ Sozioökonomisch benachteiligte Gruppen werden über den Quartiersmanager, der in Brennpunkten der Stadt unterwegs ist oder vom Quartiersbüro, mit dem der Verein in engem Kontakt steht, erreicht.
Gesundheit wieder spürbar machen will auch Mag.a Eva Fauma. Die Ernährungswissenschaftlerin und Expertin in der Traditionell Europäischen Medizin (TEM) weiß: „Vielen ist dieses „Gespür“ für die eigenen Gesundheit leider entglitten: Für manche Menschen ist der Arzt für ihre Gesundheit zuständig.“ In ihre Ernährungsberatungen und Workshops kommen regelmäßig verunsicherte Menschen. Sie versucht ihren TeilnehmerInnen die bunte Welt gesunder Ernährung mit Leichtigkeit und Einfachheit zu vermitteln. „Der Körper sagt uns, was ihm gut tut, wenn wir wieder lernen in uns hineinzuspüren“, so Fauma.
„Ernährung spielt in der Reha- und Gesundheitsklinik in Hveragerđi eine tragende Rolle“, erzählt Sigurður B. Jónsson von der HNLFÍ (Heilsustofnun Náttúrulækningafélags Íslands), „so wachsen Gemüse, Obst und Kräuter in den hauseigenen Gewächshäusern und werden für das reichhaltige, vegetarische Buffet frisch zubereitet. Außerdem bietet die Klinik individuelle Ernährungsberatungen und Kochworkshops an.“ In Island wird gesunde Ernährung generell präsenter: Das isländische Gesundheitsamt hat dazu auch die Initiative „Skáargatid“ (Schlüsselloch) ins Leben gerufen. Ziel ist es, den Verbrauchern durch deutliche Markierungen ausgewählter Produkte beim Einkauf gesunder Lebensmittel zu helfen.
In Österreich versucht die OÖGKK hier eng mit dem Handel zusammenzuarbeiten. „Gerade für kleinere Lebensmittelhändler kann das Thema „Gesundheit“ ein Alleinstellungsmerkmal sein“, weiß Maringer. Geschulte Mitarbeiter können dazu beitragen, dass sich der Konsument schon beim Einkauf für eine gesündere Lebensweise entscheidet.
Die Gesundheitskompetenz der Menschen steigern, das will auch der Proges. „Als zertifizierte Erwachsenenbildungseinrichtung bildet die Proges Akademie jährlich über 1.000 MultiplikatorInnen für den Gesundheitsbereich aus“, berichtet Sonja Zauner, stv. Geschäftsführerin des Proges.
Besonders wichtig ist ihr – auch im Bezug auf Chancengerechtigkeit – das Thema Frauengesundheit: „Im Proges Frauengesundheitszentrum in Wels bietet Frauen seit 10 Jahren kostenlose Beratungen und Gesundheitskurse für wenig Geld an. Hier erreichen wir auch verstärkt sozioökonomisch benachteiligte Frauen, wie Migrantinnen oder Alleinerziehende“, so Zauner. Das Zentrum möchte auf die geschlechterspezifischen Unterschiede in der Prävention und Behandlung aufmerksam machen. So sind Frauen besonders oft Mehrfachbelastungen ausgesetzt und häufiger von Depressionen und Herz-Kreislauferkrankungen betroffen als Männer.
Am Ende dieser EU Lernpartnerschaft steht fest, dass es eine weitere Zusammenarbeit geben wird. Die präsentierten Praxisbeispiele können gegenseitig in die Gesundheitsarbeit der einzelnen Länder einfließen. Freecards, die von den Partnern gestaltet wurden, vermitteln auf einfache und spielerische Art gesundheitsfördernde Verhaltensweisen. Ein ausführlicher Leitfaden, der aus dem Projekt entstanden ist, steht demnächst auf www.proges.at als Download zur Verfügung.