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Proges Fachgespräch: "Psychische Gesundheit"

Dr. Sonja Prasser leitet im Proges den Fachbereich Psychotherapie. Sie verfügt über 25 Jahre Erfahrung als Klinische Psychologin und Psychotherapeutin. Mit ihr haben wir über die Stärkung der psychischen Gesundheit, über die Herausforderungen der heutigen Jugend sowie über die Präventionsangebote und die Therapiemöglichkeiten im Proges gesprochen:

 

 

Redaktion: Frau Doktor Prasser, es scheint, als leiden immer mehr Menschen unter psychischen Problemen. Der Bedarf an Therapiemöglichkeiten steigt. Ist das ein Phänomen unserer Gesellschaft? Sind wir vermehrt psychischen Belastungen ausgesetzt durch Überforderung im Job oder Alltag? Oder ist das Thema an sich enttabuisiert?

 

Sonja Prasser: Es ist beides. Auf der einen Seite spielt die Schnelllebigkeit eine Rolle. Die permanente Erreichbarkeit, aber auch der zunehmende Leistungsdruck in wesentlichen Lebensbereichen (Arbeit, Schule,…) können massiven Stress auslösen und unsere kognitiven und emotionalen Fähigkeiten überfordern. Auf der anderen Seite spüren wir, dass die Menschen informierter und aufgeklärter sind. Psychische Erkrankungen sind  nicht mehr so ein großes Tabuthema wie in der Vergangenheit.

 

Psychotherapie hilft in schwierigen Lebenssituationen neue Perspektiven zu finden, neuen Mut zu schöpfen und einen gesunden Weg ins Leben zurückzufinden. Aber ab wann ist eine Therapie wirklich ratsam?

Sonja Prasser: Eine Therapie ist ratsam, wenn der Leidensdruck durch eine Belastungssituation bzw. Erkrankung / Symptombildung zu hoch ist, unsere Bewältigungsmöglichkeiten erschöpft sind und diese Situation daher alleine nicht mehr zu schaffen ist; selbstverständlich braucht es auch dann professionelle Hilfe, wenn diese Belastung schon längere Zeit andauert bzw. sich im Laufe der Zeit verschlimmert.

Auf <link _blank internal-link internal link in current>www.proges.at/psychotherapie haben wir eine genaue Auflistung erstellt, ab wann Psychotherapie die richtige Behandlung ist. 

 


Der Proges bietet Psychotherapie  in den Proges Therapiezentren in Perg und Ried sowie in über 40 psychotherapeutischen Ambulanzen in jedem Bezirk in Oberösterreich an. Wenn jemand eine Therapie benötigt, wie sollte er/sie vorgehen?

In der Regel läuft die Empfehlung zu einer Therapie über den Hausarzt, aber auch über Sozialarbeiter, Schulärzte, über das Krankenhaus oder andere psychosoziale Institutionen. Manche Klienten machen sich auch selbst auf die Suche nach geeigneten Therapiemöglichkeiten, andere wiederum vertrauen auf „Mundpropaganda“.

Wir, der Proges bieten Psychotherapie als Sachleistung an, das heißt kostenfreie Psychotherapie.

Die erste Anlaufstelle im Proges ist die Clearingstelle für Psychotherapie, eine GKK-finanzierte Einrichtung. Die Clearingstelle für Psychotherapie gibt es mittlerweile seit mehreren Jahren, sie ist gut etabliert und wird sowohl von Zuweisern aus unterschiedlichsten Feldern, natürlich auch von Psychotherapie-Suchenden kostenfrei genutzt, um sich zu informieren. Zwei geschulte PsychotherapeutInnen geben am Telefon erste Auskünfte bzw. listen, sofern Psychotherapie nach erster fachlicher Einschätzung am Telefon, die Behandlungsmethode der Wahl ist, auf eine zentrale Warteliste. Therapiesuchende Menschen erhalten möglichst wohnortnahe Psychotherapie.

Zusammengefasst bedeutet dies für den hilfesuchenden Menschen: erste Anlaufstelle ist die Clearingstelle für Psychotherapie; eine möglichst exakte Schilderung der Problemsituation hilft den ExpertInnen dabei, Einschätzungen hinsichtlich Dringlichkeit vorzunehmen.

 

Was kann ich privat zur Stärkung meiner psychische Gesundheit tun? Welche Mittel und Wege gibt es, geistige Gesundheit - wie etwa bei körperlicher Gesundheit, durch Bewegung oder richtige Ernährung - positiv beeinflussen?

 

Mir selbst Gutes zu tun, einen freundschaftlichen Umgang  mit mir selbst zu pflegen, steht für mich sicher an oberster Stelle. Das bedeutet, herauszufinden und zu wissen, was tut gut, was stärkt und was  letztendlich auch ein bisschen stressresistenter macht.

Freundschaftlicher Umgang mit sich selbst bedeutet auch ein Annehmen bzw. mehr Gelassenheit im Umgang mit eigenen Schwächen; dies erleichtert das Leben massiv!

Natürlich ist auch ein gut funktionierendes soziales Netzwerk wichtig, die Pflege von Familienbeziehungen und Freundschaften und das daraus resultierende Wissen, wer von meinen Bezugspersonen in welchen Situationen für mich da ist.

 

Die Psyche von Kindern und Jugendlichen stärken


Der Proges verfolgt in dem neuen Projekt "feel free and healthy" das Ziel, die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken? Das Konzept dazu kommt von Ihnen. Die Umsetzung erfolgt ab Herbst.  Mit welchen Herausforderungen sehen sich Jugendlichen konfrontiert?

Jugendliche sind von der frühen bis zur späten Adoleszenz mit einer Vielzahl an Aufgaben konfrontiert, die es Schritt für Schritt zu bewältigen gilt. Dies schließt das körperliche Wachstum mit seinen Herausforderungen mit ein, die Ablösung von der Herkunftsfamilie, die Identitätsbildung als Mann, Frau, erwachsener Mensch mit klarem Platz in der Gesellschaft.

Dass dieser vielschichtige Prozess hochkomplex und damit krisenanfällig ist, versteht sich von selbst. Nicht umsonst wird die Adoleszenz auch als Kristallisationspunkt für psychopathologische Entwicklungen bezeichnet; psychische Erkrankungen manifestieren sich häufig in dieser Lebensphase, wenn Jugendliche mit den damit einhergehenden Entwicklungsaufgaben überfordert sind.


Welches Form von Stärkung brauchen die Jugendlichen?

Eine liebevolle sichere Bindung zu den Eltern ist ganz allgemein formuliert das Fundament jeder gesunden seelischen Entwicklung.

Im Rahmen unseres Präventionsprogrammes versuchen wir Jugendliche in jenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu stärken, die ein gesundes Bewältigen der Entwicklungsaufgaben, die ich zuvor  geschildert habe, ermöglichen sollen. Manchmal geht es auch darum, ein „bestmögliches Durchtauchen“ durch die Turbulenzen des Jugendalters zu ermöglichen.

Dazu benötigt es verbesserte Selbstmanagementstrategien, wie Stressmanagement, Problemlösungsfindung oder die Erknennung von psychosomatische Zusammenhängen. Eine gute Selbstbeobachtungsfähigkeiten ermöglicht, negative Gedankenmuster als solche zu erkennen und ihnen entgegensteuern zu können.


Wie setzen wir diese "Förderung" im Projekt "feel free" um?

Ein Präventionsprogramm, welches sich aus insgesamt 5 Modulen zusammensetzt, wurde von mir erarbeitet.

Diese Module zielen grob zusammengefasst auf eine Verbesserung relevanter Selbstmanagementstrategien Jugendlicher von 12 bis 18 Jahren ab (wie z.b. Stress-, und Konfliktmanagement, Entspannung, Sozialkompetenz und Emotionsregulation).

Dieses Training im Sinne einer „seelischen Impfung im Jugendalter“  wird von geschulten Fachkräfte, das sind Klinische Psychologinnen und Psychologen, an Schulen bzw. in Freizeiteinrichtungen durchgeführt, entsprechend dem wichtigen Prinzip der Partizipation. Das heißt, die teilnehmenden Jugendlichen werden aktiv miteingebunden und erarbeiten wesentliches Gesundheitswissen großteils selbst (in Form von Gruppenübungen, Rollenspielen, Hausaufgaben,…)

Bisherige wissenschaftliche Daten zu ähnlichen Präventionsprogrammen im Jugendalter sind recht vielversprechend!

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Dr. Sonja Prasser ist seit 25 Jahren im Klinischen Bereich tätig. Im Proges leitet sie den Fachbereich Psychotherapie. Für das Präventionsprojekt "<link _blank internal-link internal link in current>feel free and healthy" entwickelte sie das Konzept zur Förderung der pschischen Gesundheit von Jugendlichen. 

 

Dr. Sonja Prasser: Proges Fachleitung Psychotherapie