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Wenn der Winterblues ins Leben tanzt

Der Winter ist die Zeit des Einigelns zu Hause mit Kuscheldecke und heißem Tee. Vor dem Fenster schweben die Schneeflocken zu Boden, auf der gemütlichen Couch entsteht ein Gefühl der wohligen Geborgenheit. So zumindest sollte es sein.

Tatsächlich sieht unser Leben aber anders aus. Genau wie in der heißen und sonnendurchfluteten Jahreszeit sind wir beschäftigt, gestresst, müssen unser Tagwerk erledigen. Dabei bräuchte unser Körper Ruhe. Ungefähr jeder vierte Mensch hat damit seine Probleme und landet in einem Winterblues, manchmal auch in einer Winterdepression.

Aus wissenschaftlicher Sicht ändert sich mit dem Eintreffen des Winters und der damit verbundenen geringeren Sonneneinstrahlung der Serotonin und Melatonin Haushalt - so die derzeit allgemein vertretene Expertenmeinung. Der Neurotransmitter und das Hormon haben gemeinsam Einfluss auf den natürlichen Wach-Schlaf-Rhythmus und regulieren die Körper- und Gehirnaktivität in Abhängigkeit der Lichtmenge. So ist man unter Tags aktiver als in der Nacht, an sonnigen Sommertagen leistungsfähiger wie in nebelverhangenen Zeiten. Dieser ganz natürliche Vorgang brachte uns Menschen dazu, in der kalten Jahreszeit automatisch etwas kürzer zu treten. Viele Jahrtausende war das überlebenswichtig, denn nur so konnten wir möglichst ressourcenschonend die spärliche Zeit durchhalten. Unsere Lebensweise steht diesem eigentlich natürlichen, körperlichen Vorgang aber entgegen. Aktivität und kontinuierliche Leistungsfähigkeit werden das gesamte Jahr über gelebt, Jahreszeiten sind nicht mehr relevant.

Fast jeder merkt am eigenen Wohlbefinden, dass die Arbeit an trüben Wintertagen schwerer fällt als im Sommer. Manche Menschen haben mehr damit zu kämpfen und leiden unter Antriebslosigkeit, schlechter Laune und einem erhöhtem Schlafbedürfnis. Dies sind die typischen Symptome eines Winterblues. Werden die Anzeichen markanter, andauernder und vor allem auch belastender, sollte man sich nicht davor scheuen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn manchmal wird aus einem Blues eine Depression.

Eine medizinische Untersuchung ist auch deshalb zu empfehlen, weil die gleichen Symptome auch andere Ursachen haben können (z.B. Mangelerscheinungen oder Schilddrüsenunterfunktion).

Doch wenn man zu den Menschen gehört, die unter einem Winterblues leiden, was kann man tun? Mehrere Lösungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung, von der ganz natürlichen bis hin zur chemischen Variante:

Sich dem natürlichen Rhythmus anpassen

Grundsätzlich ist es sicher nie falsch, den eigenen Leistungs-Schweinehund zu überwinden und im Winter einfach ein bisschen ruhiger zu treten. Für Menschen, die leichte Symptome haben und es sich (beruflich) leisten können, ist das sicher ein simpler und gleichzeitig gangbarer Weg.

Raus aus dem Haus

Sogar an trüben Wintertagen ist die Lichtintensität (wird in der physikalischen Einheit „Lux“ angegeben) im Freien wesentlich höher als in geschlossenen Räumen. Die Menge an Lux, die der Körper aufnimmt, beeinflusst den Serotonin Haushalt im menschlichen Organismus. Deshalb können regelmäßige, ausführliche Tag-Spaziergänge das Wohlbefinden wesentlich steigern. Wer also die Möglichkeit dazu hat, sollte sich gut angezogen einfach nach draußen begeben. Sportliche Aktivitäten in der freien Natur sind natürlich ebenfalls zu empfehlen.

Lichttherapie

Ähnliche Effekte wie der Spaziergang hat die Lichttherapie. Vor einer „Lichtwand“ sitzend wird man mit künstlichem Licht bestrahlt. Die Geräte sind in der Lichtintensität (Lux) unterschiedlich, die Bestrahldauer passt sich dem an. Für Menschen, die mehr Licht benötigen, aber nicht die Möglichkeit eines Spaziergangs haben, ist dies eine gute Alternative.

Natürliche Heilpflanzen

Rosenwurz und Johanniskraut gelten als stimmungsaufhellend und sind deshalb auch zur Vorbeugung für den Winterblues geeignet. Beide Heilpflanzen können in verschiedenen Formen eingenommen werden. Ob und in welcher Form eine der beiden Heilpflanzen in Frage kommt, sollte mit einem Facharzt geklärt werden.

Antidepressiva

Gerade bei anhaltenden, depressiven Phasen sind Antidepressiva zu überlegen. Diese Medikamente regulieren den Serotonin Haushalt im Gehirn und bewirken dadurch eine allgemeine Stimmungsaufhellung. Die Einnahme von Antidepressiva muss in jedem Fall mit einem Arzt besprochen werden.

Psychotherapie

Bei wiederkehrenden, depressiven Episoden sollte zusätzlich zu anderen Behandlungsmethoden eine Psychotherapie in Erwägung gezogen werden. Vor allem, wenn man psychische belastenden Situationen ausgesetzt ist, ist die seelische Auseinandersetzung mit den körperlichen Symptomen der nachhaltigste Weg.

Möglichkeiten einer (Selbst-)Hilfe gibt es viele. Welche am geeignetsten ist, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Spüren Sie in sich selbst hinein, ob Sie Hilfe benötigen, oder ob Sie selbst ein paar einfache Verhaltensänderungen machen können. Wenn Sie meinen, Hilfe zu benötigen, scheuen Sie sich nicht davor, diese auch in Anspruch zu nehmen. Niemand sollte unnötig leiden.

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